07 November 2021

Weiterentwicklung und die Frage nach dem Peterprinzip

 

Im nächsten Herbst seht das Masterstudium im Erwachsenenbildung an. Zum einen will ich Mastern und zum anderen muss ich Mastern. Laut Gesetzgeber muss bis 31. Dezember 2029 jeder fachlich und pädagogisch qualifizierter Lehrkräfte eine abgeschlossene Hochschulausbildung auf Master- oder vergleichbarem Niveau vorweisen, wenn er oder sie an der Ausbildung mitwirken will. PflBG § 9 Abs. 2. Ich will Teil einer guten Ausbildung sein, damit die Menschen, die sich nach drei Jahren Pflegefachperson nennen dürfen gute Arbeit leisten. Wenn sie sicher sind, in dem was sie tun, machen sie es gerne und am Ende kommt das dir und mir und allen die pflegerische Hilfe benötigen zugute.

Obwohl der mittlerweile nicht mehr ganz neue Job, Spaß macht und schön ist, muss ich dennoch einen neuen Arbeitgeber finden. In einer Zeit des Personalmangels in der Pflege – auch Pädagog*innen/Lehrer*innen sind Mangelware - wäre es schön, wenn es hier Unterstützung der Arbeitgeber gäbe, sei sie nun finanziell oder durch Freistellung. Es gibt Häuser, die das tun und andere Häuser, wo diese Möglichkeiten noch nicht geboten werden. Ich arbeite in einem Haus ohne solche Möglichkeiten. Mein Arbeitgeber, bzw. meine Vorgesetzte hat mir sehr offen mitgeteilt, dass es zurzeit in unserem Haus keinen Fond gibt ein Masterstudium zu unterstützen und weiter eine Freistellung für das Studium nicht genehmigt werden kann, da dies sonst alle einfordern könnten.

Da ich die Königin der Selbstzweifel bin und immer davon ausgehe, dass andere viel fähiger und begabter sind als ich, könnte ich mich hier zufriedengeben und still weitermachen. Vielleicht tut sich es eines Tages eine Tür auf. Es hat nicht sollen sein. Bla Bla Bla. Die Frage ob es denn wirklich kein Budget gibt oder keine Freistellung erfolgen kann, ist durchaus legitim. Denn vielleicht gibt es diese Möglichkeiten, aber eben nicht für mich. Eventuell war es ein Versuch positiv zu sagen „Frau G. das lohnt sich bei ihnen nicht, sie sind am Zenit ihrer Kompetenzen angekommen. Machen sie was sie hier tun mal weiter und seien sie zufrieden.

 

Aber da gibt es ein Problem, dass mich an meiner wahrscheinlichen Inkompetenz zweifeln lässt. Das Peterprinzip. Diese Prinzip besagt „In jeder Hierarchie werden Beschäftigte so lange befördert, bis sie auf einen Posten gelangen, auf dem sie inkompetent sind.“ (1969  Laurence J. Peter , Raymond Hull). Da Kolleg*innen und Auszubildende und oben drauf noch die Vorgesetzte mit mir zufrieden sind „Du hast die Kompetenz, dir fehlt nur die Qualifikation durch den Master,“ bin ich noch nicht der Peter bzw. die Petra. Mir macht die Tätigkeit Spaß, ich mache keine immensen Überstunden und es gibt keine fachliche Kritik, wenn ich dem Mitarbeiterjahresgespräch Glauben schenken kann.

Aber wann bin ich die Petra? Erkenne ich in einer Gesellschaft, in der es immer höher und weiter gehen soll, dass ich am richtigen Platz bin und das jeglicher Aufstieg meine Arbeitsqualität und somit die Wirkung an oder auf andere schmälert? Wenn Stillstand der Tod ist, ist auch der immer gleiche Job der Tod? Und was soll diese dramatische Aussage eigentlich? Der Tod? Der Tod von was? Von mir? Meinem Hamster? Der Firma, in der ich arbeite. Der Tod guter Pflege, weil ich grottig unterrichte und nichts von dem hängen bleibt, was ich vermitteln will?

Völlig überfordert am falschen Posten zu sein ist nicht der Tod - es macht krank. Und in einer Gesellschaft die immer aus Wachstum und Entwicklung gepolt ist, ist der Mensch ein Versager, der nichts Messbares leistet. Wer nicht mehr Geld, mehr Verantwortung, mehr Stress hat ist faul. Faule sind unnütz. Deshalb müssen wir unsere Freizeit takten. Wir beobachten uns richte n Metime ein – was soll das bitte? Durch Kontrolle von Schlaf, Meditation und eben auch der Arbeit. Ja aber Frau G. sie sind da auch mitten drin. Sie wollen doch unbedingt Mastern. Ja weil mir das was ich tue Spaß macht und ich hierin meine Kompetenzen (Wissen, Fertigkeiten) ausbauen möchte. Ich will, wenn ich mal Pflege benötige keine Angst haben. Ich will meinen Beitrag zu guter Pflege leisten und damit ich das darf, muss ich Mastern. Und wenn ich Mastern will muss ich mir eine Arbeitsstelle suchen, die mich unterstützt. Und wenn das alles passiert ist: neue Arbeitsstelle, Master fertig und Unterrichten, werde ich gewiss einen neuen Plan haben, was sich noch machen könnte. Denn diese Leistungsorientierung war Teil meiner Erziehung. Das ist eben so wenn die Nachkriegsgeneration die Erziehung gemacht hat.

Ich muss nur aufpassen nicht die Petra zu werden. Aber hiervon bin ich noch weit entfernt.